Das Bauhaus in der zeitgenössischen Musik Lateinamerikas. Rezeption und Neuinterpretation der Werke Gropius, Klees und Kandinskys durch lebendige lateinamerikanische Komponisten
Das Bauhaus steht in Deutschland als Inbegriff für die revolutionäre Erneuerung der Künste im 20. Jahrhundert. Bald verbreiteten sich die Theorien der Bauhauskünstler in Nordamerika, und von dort aus auch in den lateinamerikanischen Ländern. In der Entwicklung der lateinamerikanischen Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts hat das Bauhaus starke Auswirkungen gehabt. Seit seinen Anfängen in Weimar wurde das Bauhaus durch seine Interdisziplinarität charakterisiert. Architekten und bildende Künstler, aber auch Bühnengestalter, Komponisten und sogar Physiker interessierten sich für eine neue Betrachtung von Begriffen wie Raum, Zeit, Form, Linie und Rhythmus. Die Einflüsse solcher Tendenzen in der lateinamerikanischen Musik des 20. und 21. Jahrhunderts bilden jedoch heutzutage ein noch unerforschtes Feld. Der Verein Música Iberoamericana hat sich im Kontext des Bauhaus Jahres 2009 die Frage gestellt: Wie wurde und wie wird das Bauhaus von den lateinamerikanischen Komponisten wahrgenommen? Dabei ging es uns in erster Linie um die Fragestellung nach der ,lebendigen' Präsenz des Bauhauses in unserer Kultur. Die Ergebnisse unserer Suche waren verblüffend: zahlreiche Komponisten aus unterschiedlichen Ländern haben sich mit Werk und Theorie von bedeutenden Bauhauskünstlern wie Gropius, Klee und Kandinsky beschäftigt. Ihre Werke werden durch ein experimentelles Infragestellen von Begriffen wie z. B. dem Bühnenraum und der Geometrie charakterisiert, welches von ihrer Bauhaus-Rezeption angeregt wurde. Die von uns schon gesammelten Werke würden für mehrere Konzerte reichen. Dies öffnet eine neue Perspektive der Rezeption des Bauhauses in der lateinamerikanischen Kultur: Ein noch ungeschriebenes Kapitel der Geschichte des Bauhauses außerhalb Europas.