Projekt Winnipeg. Musik und Exil
Am 3. September 1939 landete im Hafen von Valparaiso der Frachter namens Winnipeg. Das Schiff brachte mit sich zahlreichen Fluchtlinge des Spanischen Bürgerkriegs. Der Tat wurde vom Dichter Pablo Neruda organisiert. In anderen lateinamerikanischen Hafenstädten, wie in Argentinien und Mexiko, landeten weitere Schiffe mit spanischen Fluchtlinge und Auswanderer. Maler, Musiker und Schriftstellern fanden ein Zufluchtsort in den lateinamerikanischen Gesellschaften. Die gesellschaftliche und soziale Entwicklung des amerikanischen Kontinents wurde von diesen Künstlern und Intellektuellen bereichert. Gleichzeitig lernten die spanischen Intellektuellen viel von der lateinamerikanischen Kultur: der kulturelle Austausch wurde für beide Seiten bereichernd.
In der Geschichte Ibero-Amerikas des 20. Jahrhunderts sind viele weitere politische Prozesse zu finden, die durch den zwanghaften oder freiwilligen Exil von Künstlern und Intellektuellen charakterisiert sind. In diesem komplexen Kontext wollen wir über das Thema "Musik und Exil" nachdenken, und dies in einem Konzert thematisieren. Wie erfindet man die Heimat von der Entfernung? Ändert sich die Bedeutung des Begriffs "Heimat" mit der Distanz? Und welche Rolle spielt die Kunst in diesem Kontext? Ausgehend von der Geschichte des Winnipegs im Jahr 1939 wollen wir Werke von Komponisten präsentieren, die die Erfahrung des Exils gemacht haben. Es handelt sich um Künstlern aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Lebensgeschichten:
1. Manuel de Falla (Spanien), der die letzten Jahren seines Lebens sein Land unter der Regierung von Franco im Schiff Neptunia verlies. In Argentinien kam er zu einem Selbstexil.
2. Xavier Benguerel (Spanien), der kurz nach dem Ankunft des Winnipegs in Argentinien landete, um dort mehrere Jahren zu bleiben.
3. Rodolfo Halffter (Spanien), der sein Exil in México lebte, wo er zu einer wichtigen Figur der Komposition und Musikausbildung wurde.
4. Fernando García (Chile), der wegen der Diktatur von Pinochet inst Exil gehen msste. Neruda ist in seinem Werk ständig präsent gewesen.
5. Zum Schluss wollen wir ein Werk von Ramón Gorigoitia (Chile) zeigen, der seit den 1980er Jahren in Köln wohnt. In einem Auftragswerk wird er eine zeitgenössische Vision der Reise des Winnipegs und seine Bedeutung geben.
CD-Produktion „Winnipeg“ mit dem Ensemble Iberoamericano, März 2012.